Fleisch oder nicht Fleisch? Essen in Taiwan
Von wegen Hund-Katze-Maus! Ollen Klischees zum Trotz essen auch Taiwaner vor allem Schwein, Rind und Huhn. Lebensmittelsicherheit ist hier immer wieder ein Thema. Was gibt’s zu beachten beim Fleisch in Taiwan, und was ist mein Tipp für ein vegetarisches Restaurant in Taipei?
Es gibt zehntausende chinesische Schriftzeichen, aber wer frisch nach Taiwan kommt, sollte sich zuerst die Symbole für Schwein, Kuh und Huhn aneignen. Mit denen kann man nämlich schon einigermaßen durch die Speisekarten der Restaurants navigieren.
Schwein 豬
Dass Taiwaner angeblich pro Kopf fast genau so viel Fleisch vertilgen wie Deutsche, hatte ich kürzlich bereits erwähnt. Das Schwein liegt an der Spitze der Fleischfresserliste – wie traditionell fast überall in der chinesischen Küche. Über Jahrtausende waren es Schweine, die fast jede Familie im Hof mit Küchenabfällen großziehen und dann schlachten konnte.
Lesetipp: Sind die Menschen in Taiwan zu dick?
So gut wie jeder Körperteil wird verwertet, denn Verschwendung konnten chinesische Bauern sich noch nie leisten. Die auch in Taiwan beliebte Haxe heißt auf Chinesisch „Schweinefuß“. Und bayerische Hax’n findet sich hier an ganz unerwarteten Orten: Im Ikea-Restaurant sowie an kleinen Straßenständen.
Neulich kam ich mitten in der Stadt an einem Fest vorbei, das gerade vorbei ging – vielleicht zu Ehren eines Gottes, oder weil ein Politiker sich beliebt machen wollte. Jedenfalls hatte man am Straßenrand ein ganzes Schwein am Spieß geröstet, und außer Knochen, Gesicht und Pfoten war wirklich nicht mehr viel übrig.
Rind 牛
Nicht ganz so häufig steht Rind auf dem Speiseplan. Ochsen waren früher ausschließlich Zugtiere und galten als beste Freunde der Bauern. Viele Taiwaner haben deshalb noch heute Skrupel, Rindfleisch zu essen. Außerdem bietet die dicht bevölkerte kleine Insel keine guten Voraussetzungen für die Zucht. Das Fleisch stammt daher vor allem aus Australien – und aus den USA, was vor ca. zwei Jahren den Volkszorn entfachte.
US-Beef stand hier jahrelang auf der Schwarzen Liste. Grund waren Futtermittel-Zusätze, die in Taiwan wie auch in der EU verboten sind, in den USA aber nicht. Die amerikanische Rinder-Lobby machte so lange Druck, bis Washington alle anderen Handelsgespräche von einer Lösung der Fleisch-Frage abhängig machte. Am Ende knickte Taiwans Regierung ein und erlaubte die Importe wieder unter der Bedingung, dass die Herkunft gekennzeichnet wird. Seitdem preisen viele Restaurants sich als US-Rindfleisch-frei.
Huhn 雞
Für Hühner gilt: Wer wollte, konnte sich bis vor kurzem auf den Märkten noch lebendige Tiere aus dem Käfig aussuchen und vor seinen Augen schlachten lassen. Frische und Qualität sollten so garantiert sein – angeblich. Wegen der Vogelgrippe hat die Stadtregierung von Taipeh solchen Händlern vergangenes Jahr das Geschäft verboten. Alle Hühner der Hauptstadt sollen aus einem zentralen Schlachthof kommen, statt sich dicht zusammengedrängt in Käfige unter der Ladentheke zu drängen. Das klingt hygienischer und auch etwas humaner. Einige warnen aber davor, dass windige Geschäftemacher nun mehr Möglichkeiten bekommen, auch kranke Tiere zu verwerten.
Es ist wie in Deutschland: Wer mit wirklich gutem Gefühl Fleisch essen will, sollte nicht zum billigsten Angebot greifen.
Mein Tipp für ein vegetarisches Restaurant in Taipeh
Man kann ja auch mal auf Fleisch verzichten. Da unsere begrenzten Ressourcen für immer mehr Menschen reichen müssen, wäre es ohnehin vernünftig, weniger Land und Futter für die Viehzucht aufzuwenden. Wer in Taiwan vegetarisch lebt, tut dies allerdings eher aus religiösen Gründen: Strenggläubige Buddhisten nehmen kein Leben. Und da sie ihren Körper nicht reizen dürfen, sind auch scharfe Speisen und sogar Knoblauch für sie tabu. Entsprechend unspektakulär finde ich die vegetarischen Buffet-Restaurants mit offenen Behältern, in denen schlabberiges Gemüse in Windeseile abkühlt.
Ganz anders dagegen ein vegetarisches Restaurant, das ein Deutscher mir neulich in einer Seitengasse in der Nähe der MRT Xihu gezeigt hat: Life is Good (好日居). Adresse: 內湖路一段323巷2弄4號
Da landen nur frische Bio-Zutaten in der Küche. Mit Auberginen, Kürbissen und anderen Leckereien war mein Nudel-Curry für 2,50 Euro ein farbenprächtiges Fest auch fürs Auge, und ich kam gar nicht auf die Idee, Fleisch zu vermissen. Hier werde ich bestimmt bald wieder essen.
Und was sind Ihre Erfahrungen, liebe Leser?
5 Antworten
Aprops Buffet, ich staune immer wieder über die Metallzangen, denen ich das erste Mal in einer japanischen Bäckerei begegnete und ich ich überaus unpraktischn und unhygienisch finde, insbesondere im Zusammenhang mit den Tablets. Da in Bäckereien sowieso alles in Plastik eingwickelt wird an der Theke, weshalb nicht gleich sofort?
Für Buffets gelten aus meiner Sicht dieselben Vorbehalte, wenn da von Speise zu Speise die Zange reingetunkt wird.
Sowieso bei gemischten Vegi- und Fleischbuffets 😉
Aber nicht nur hier, auch zuhause, wenn die Schöpfkellen in den Behältern sind…
Bei Buffets verstehe ich die Sorge vor Vermischungen, aber in der Bäckerei? Solang nicht einer die Zange zuerst in die Sahnetorte tunkt, mit der ich danach Teilchen nehmen will, bleibt doch nichts nennenswertes daran haften?
Das haben auch meine taiwanesischen Kolleginnen gemeint, die mit mir vegetarisch essen gingen!
Taiwan, insbesondere Taipeh ist das Paradies für vegetarisch lebende Personen, in eingeschränkterem Masse auch für vegan lebende:
http://happycow.net listet über 120 solcher Restaurants allein in Taipeh und Umgebung!
All die vielen kleineren vegetarischen Essbuden um die Ecke mit chinesischer Speisekarte und Preisen unter 100 TWD noch nicht mitgezählt.
Nach Japan, das gefühltermassen im gesamten Land über knapp so viele vegetarische Restaurants verfügt, eine erfreuliche Abwechslung 😉
Als Supermarkt kann ich iVegan empfehlen, einem veganen Supermarkt, nahe Wanlong MRT. Da war ich vor wenigen Tagen. Einen ersten Eindruck gibt es unter
http://vegantaiwan.blogspot.tw/2014/04/ivegan-taiwans-first-vegan-supermarket.html
Die Früchte- und Gemüseabteilung ist deutlich grösser und vielfältiger als was ich in anderen Supermärkten sah, ohne dass die Preise überteuert wären, soweit ich das beurteilen kann.
Die angeschriebenen Preise z.B. 35/台斤 für Passionsfrüchte oder die 55/台斤 für Atemoya bzw. Pineapple Sugar Apple (鳳梨釋迦), meiner zuckersüssen Lieblingsfrucht, gelten übrigens für 600g in Taiwan, wie mir Wikipedia mitteilte
https://en.wikipedia.org/wiki/Taiwanese_units_of_measurement#Mass
Importgüter hingegen wie z.B. von Weleda oder Sonett sind sehr sehr teurer.
Erstaunlicherweise sind die deutschen Malzgetränke oder Weissbiere nicht viel teurer als die taiwanesische Produkte in den Läden. Und die Birkenstocks sind halb so teuer wie zu Hause! Ich staune 😉
Hallo Susanne, danke für die Infos und die Links, sehr interessant!
Viele Grüße, Klaus