Ein Streifzug über traditionelle Märkte in Taiwan
Wenn ich auf Heimatbesuch in Norddeutschland bin, laufe ich dort gern über die Wochenmärkte, schaue mich um und vergleiche. Denn auch hier in Taipeh findet gleich um die Ecke meiner Wohnung ein Markt statt, auf dem ich unter freiem Himmel Obst, Gemüse und andere Lebensmittel kaufen kann. Die Atmosphäre ist aber ganz anders.
Auf dem Weg zur U-Bahn komme ich fast täglich hier vorbei. Meist will ich gar nichts kaufen, aber es gibt immer was zu gucken. Jeden Tag von früh morgens bis zur Mittagszeit öffnen in der Linkou-Straße links und rechts Dutzende Händler ihre Läden und Stände, stellen Obst und Gemüse in Körben auf die Straße oder breiten es einfach auf einem großen Stück Pappe aus.
Fische liegen auf Eiswürfeln, Fleisch hängt an Haken und wird auf Holzklötzen geschnitten. Fast immer ist die Straße zwischen den Ständen voller Menschen, jung wie alt, in den Händen Plastikbeutel mit gerade gekauften Kohlköpfen, Eiern oder Mangos. Dazwischen schlängeln sich Motorroller hindurch.
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„Leckere Wassermelonen! Zwanzig Taiwandollar das Pfund!“ „Einmal hier gucken!“ „Fische, ganz frisch!“ Wenn die Händler gerade nicht feilschen oder kassieren, schallen ihre Rufe hin und her. Die Ärmel hochgekrempelt, im Mundwinkel eine Zigarette und das Wechselgeld lose in der Tasche – es geht laut und unkompliziert zur Sache und ist nie langweilig.
Einmal über so einen Markt gelaufen, und ich tanke genug Energie und Eindrücke für den ganzen Tag!
Video über eine Verkäuferin auf meinem Lieblingsmarkt:
Gemüse in Taiwan: Günstig und gesund
Taiwan ist eine fruchtbare Insel. Die Bauern jeder Region spezialisieren sich auf andere Feldfrüchte. Viele Gemüse- und Obstsorten, die ich hier sehe, kennen wir in Deutschland kaum.
Da häufen sich Taro-Knollen (芋頭 „Purple Potatoe“), Austernpilze und Okra-Schoten. Warzige Bittermelonen liegen neben Süßkartoffeln (番薯), deren spitz zulaufende Form an Taiwan erinnert. Früher waren die braunen Knollen ein Arme-Leute-Essen statt Reis, heute kann ich sie für 50 Cent auch geröstet frisch auf die Hand kaufen.
Viele Sorten Blattgemüse gibt es, die blanchiert oder schnell im Wok gebraten die gesündeste Beilage aller Zeiten sind. Kartoffeln dagegen werden importiert und spielen keine große Rolle.
Obst in Taiwan: Willkommen in Paradies
Kommen wir zum Obst. Je nach Jahreszeit kann ich wählen zwischen Ananas, Mangos, saftigen Papayas oder knallroten Drachenfrüchten. Das orangefarbene Fruchtfleisch der Kaki (柿子) ist fest und mild; die knackige, hellgrüne Guave (芭樂) schmeckt säuerlich. Und der Wachsapfel (蓮霧) ist eine rote, spitz zulaufende Frucht, leicht porös und extrem saftig.
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Klassische Äpfel gibt es auch, aber die lasse ich meist liegen. So etwas kann ich in Deutschland schließlich auch essen.
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Mit einer Frucht allerdings können Deutsche bei Taiwanern richtig Eindruck schinden: Kirschen wachsen hier nicht, werden teuer aus Japan oder Amerika importiert und gelten als Luxus-Obst. Das Alte Land zur Kirschernte ist für Taiwaner ein wahres Schlaraffenland.
Gegen Mittag verkaufen die Händler ihre restliche Ware mit großem Nachlass, fegen Gemüsereste und Preisschilder zusammen und lassen die Metallrollläden herunter. Morgen geht es wieder rund.