Stellen wir uns mal vor, in Berlin würde eine Linkspartei-Regierung die Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen schließen und Walter Ulbricht eine Gedenkhalle widmen. Unvorstellbar, oder?
Kürzlich ist es mir gelungen, zwei nicht ganz unwichtige Themen in einem deutschen Medium unterzubringen: Die Rück-Umbenennung der Chiang-Kai-shek-Gedenkhalle (zuvor „Nationale Demokratie-Gedenkhalle“) und die Schließung der Gedenkstätte im ehemaligen Militärgefängnis Jingmei.
Beides sind Beispiele dafür, dass Teile der regierenden Kuomintang-Partei sich vielleicht doch noch nicht so ganz von ihrer autoritäten Vergangenheit (ca. 40 Jahre Einparteienherrschaft per Kriegsrecht, zehntausende tote Taiwaner) distanziert haben.
Der Beitrag lief in der Sendung „Fokus Asien“ im Radioprogramm der Deutschen Welle. Man kann ihn hier nachlesen.
Mir fehlt die Zeit, die Geschichte des Gefängnisses und der Namens-Kontroverse um die Gedenkhalle hier im Detail aufzurollen. Ich hoffe, irgendwann kann ich das nachholen. Bis dahin bildet Euch ein Urteil anhand des Radiobeitrags und dieser Bilder.
Eine sehr schöne Fotogallerie des Jingmei-Gefängnisses vor und nach der Schließung mit weiteren Informationen hat Günter Whittome erstellt.
Blogger David Reid über die Eröffnung der Gedenkstätte 2007 und die geschlossene Ausstellung 2009.
Berichte über die Rück-Umbenennung der Chiang-Kai-shek-Gedenkhalle in der Taipei Times (regierungskritisch) und der China Post (regierungsfreundlich).
Als einer ihrer ersten Amtshandlungen hatte die KMT-Regierung nach dem Amtsantritt im Mai 2008 den alten Zustand in der Gedenkhalle wieder hergestellt.
10 Antworten
Es gibt neulich ein Film „Formosa Betrayed“: http://www.formosathemovie.com/
http://www.youtube.com/watch?v=IKmb9E0D0hA&feature=related
The film he is talking about, Formosa Betrayed, is the first ever Hollywood movie to be made about the struggle of Taiwanese democracy and independence activists during the 1970s and 80s.
Oh ja, diesen Film möchte ich unbedingt sehen. Leider gibt es noch keinen Termin für Taiwan (und Deutschland), oder?
Gedreht wurde übrigens vor allem in Thailand.
In Taiwan den Film zu sehen, dauert wohl noch eine Weile. Bin aber gespannt, ob Mas Regierung ihn zulassen und wie er darauf reagiert.
Das originale Buch „Formosa betrayed“ kann man online lesen:
http://www.romanization.com/books/formosabetrayed/index.html
ein andere gleiche bedeutende Buch „Formosa calling“ von Allen Shackleton wurde aber erst im Jahr 1998 veröffentlichen:
http://homepage.usask.ca/~llr130/taiwanlibrary/formosacalling/formosaframes.htm
Man muss auch dies kritisch betrachten, denn es ist wurde zwar gesagt, dass die DPP diesen Entschluss nicht vom Parlament bestätigt lassen hat, aber es ist ebenso nirgends festgeschrieben, dass dies auch notwendig ist.
Andererseits wollte die KMT dies vor einer geplanten Rückbenennung ebenfalls durchs Parlament ratifizieren lassen, was anscheinend kein Problem wäre. Dies ist ebenfalls nicht geschehen.
Ob die KMT wirklich demokratischer ist, werden wir noch am Problem ECFA sehen. Eine Volksabstimmung hierfür wird unerlässlich sein.
Na ja, man kann zu CKS durchaus kritisch eingestellt sein. Aber was die damals regierende DPP vor knapp zwei Jahren kurz vor Präsidentenwahl angestellt hat, war alles andere als demokratisch. Ohne sich um irgendwelche rechtlichen Notwendigkeiten zu kümmern, wurde die auf Taipei Stadtgebiet befindliche CKS Memorial Hall kurzerhand zur Nationalen Halle für Demokratie umbenannt, Schriftzeichen am großen Tor abmontiert. Es gab fast Zusammenstöße der Taipei Stadtpolizei, die die Abnahme der Schilder und Schriftzeichen verhindern sollte und der Staatspolizei, die die Arbeiter schützen sollte. Der Innenraum der Halle mit der großen CKS Statue wurde zu einer Art Zirkus umfunktioniert. Alles für den Wahlkampf. Der damalige DPP Präsident verlor letztendlich die Wahl trotzdem erdrutschartig, zur Zeit sitzt er wegen massiven Korruptions- und Bestechungsvorürfen in U-Haft. Was jetzt unter der KMT Regierung geschah, war lediglich eine Wiederherstellung des Zustandes vor zwei Jahren, indem die illegalen Veränderungen beseitigt wurden.
Diese Frage thematisiere ich ja auch in meinem Beitrag.
> vor knapp zwei Jahren kurz vor Präsidentenwahl
Du meinst: kurz vor der Parlamentswahl 2007. Die Präsidentenwahl ein paar Monate später konnte Chen gar nicht verlieren, bei der war er nach zwei Amtszeiten nicht mehr angetreten.
> Der Innenraum der Halle mit der großen CKS Statue wurde zu einer Art Zirkus umfunktioniert.
Ich habe oben mal ein paar Bilder mit dem Damals-Heute-Zustand eingestellt. Die Ausstellung über Taiwans Demokratisierung, die Du als „Zirkus“ bezeichnest, war mir allemal lieber als die Ödnis heute.
Es ist wirklich eine Schande was die KMT Regierung macht, aber es ist auch die Chance, dass die DPP in diesen vier Jahren aus ihren Fehler lernt und in der nächsten Wahl frisch und neu anpacken kann. Ansonsten braucht Taiwan eine dritte starke Partei.
http://www.china-observer.de/index.php?entry=entry090725-100003
Mas KMT Regierung sollte sich wirklich schämen!