Neulich lief in Deutschland ein Fernsehbeitrag von mir über Taiwan, auf den ich richtig stolz bin. Denn es ging vor allem um Taiwans Identität und darum, wie die Menschen selbst sich sehen.
Seit mehr als zehn Jahren drehe ich in Taiwan Beiträge fürs deutsche Fernsehen (eine Auswahl in dieser Playlist). Aber nur selten ist es mir gelungen, so viele wichtige und zu selten gehörte Inhalte unterzubringen wie in meinem neuen Stück für die Sendung „Kulturzeit“ auf 3sat.
Taiwans Geschichte und Identität – in sieben Minuten
Es geht um die Frage, wie Kulturschaffende in Taiwan mit der prekären politischen Lage umgehen, wie Taiwans besondere Situation ihre Arbeit beeinflusst – und worauf viele Taiwaner ihre Identität begründen. Ist es das chinesische Erbe, oder sind es Taiwan-spezifische Erfahrungen?
Und Taiwans Natur kommt auch zu ihrem Recht!
Das auf dem Bild ist Stephan Thome, der recht bekannte deutsche Schriftsteller, der seit zwölf Jahren in Taiwan lebt.
Er hat 2021 mit dem Roman „Pflaumenregen“ und der „Gebrauchsanweisung für Taiwan“ gleich zwei Bücher über Taiwan veröffentlicht, wo er seit zwölf Jahren lebt – und über seine Menschen.
Thome meldete sich kürzlich mehrfach in deutschen Leitmedien zu Wort, um Taiwans Perspektive in den Fokus zu rücken:
- Der Spiegel: Ihr müsst Taiwan verstehen – und beschützen
- Die Zeit: Die Insel der Freiheit
Aber er schrieb auch schon 2009 solche Texte über Taiwan – lange, bevor seine Situation und zu oft ausgeblendete Demokratie in aller Munde war:
- Die Welt: Im Schatten des großen Drachen
Mit Thome haben wir Wei Te-Sheng (魏德聖) besucht, einen der bekanntesten Filmemacher Taiwans. Er ist Regisseur des Ureinwohner-gegen-Japaner-Epos „Seediq Bale“ und des finanziell erfolgreichsten taiwanischen Films aller Zeiten, „Cape No. 7“.
Beide Filme, und auch der von ihm produzierte „Kano“, behandeln die japanische Kolonialzeit und ihre Auswirkungen. In „Seediq Bale“ („deutscher“ Titel“ „Warriors of the Rainbow“) ging es um das letzte Aufbäumen indigener Taiwaner gegen diese Fremdherrschaft.
Und wir sind an die Ostküste gefahren. In der Nähe von Yuli lebt Salizan Takisvilainan (沙力浪). Als junger Mann interessierte er sich kaum für das kulturelle Erbe seiner Vorfahren. Erst mit 20 fand er den Weg zur Kultur seiner indigenen Volksgruppe, der Bunun.
Heute schreibt er in mehreren Sprachen Gedichte, Reportagen und Wörterbücher über die Traditionen und Lebensumstände der Bunun.
Die These meines Beitrags lässt sich wohl so zusammenfassen: Taiwans Geschichte wechselnder Fremdherrschaften führte zu einer sehr eigenen Identität und dem Wunsch nach Selbstbestimmung.
Stolz sind die Menschen auf ihre mühsam errungene Demokratie. Durch Chinas Machtanspruch droht ein Rückfall, den in dieser Gesellschaft niemand will.
Auch nicht die indigenen Taiwaner, die definitiv keine Chinesen sind.
Während des Drehs waren wir Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen recht nahe gekomen, die gerade im Regionalwahlkampf (in ihrer Funktion als Parteivorsitzende) viel unterwegs ist.
Der Beitrag beginnt mit einer dieser Veranstaltungen, auf denen man immer wieder spürt, wie die Taiwaner ihre Demokratie leben.
Hier steht er auf YouTube – und bitte nicht vom irreführenden Thumbnail irritieren lassen:
Minimal länger ist die im TV ausgestrahlte Fassung. Die ganze Kulturzeit-Sendung steht in der Mediathek, mein Beitrag ist gleich der erste.
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