Politik und Liebe: Das bringt Regisseure nach Taiwan
Als deutscher Reporter in Taiwan bin ich oft eine der ersten Anlaufstellen, wenn es mal andere Filmemacher oder ein Kamerateam ins Land verschlägt. Das kommt in letzter Zeit häufiger vor.
Durch soziale Bewegungen, lebendige Demokratie und die Wahl einer Regierung, die China politisch auf Distanz halten will, ist Taiwan stärker ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit geraten. Dabei helfe ich natürlich gern. Es ist immer gut, interessante Kollegen zu treffen.
Kunst, Politik, Konflikte
Da ist etwa Marco Wilms, ein Berliner Dokumentarfilmer. Regisseure wie er arbeiten jahrelang an Projekten, die ihnen ein echtes Anliegen sind. Wilms letztes Werk heißt „Art War“ und begleitete ägyptische Künstler und Aktivisten durch die gefährlichen Wirren des Arabischen Frühlings.
Nun wurde er darauf aufmerksam, dass in Taiwan als Nachwirkung der Studentenproteste von 2014 der Heavy-Metal-Sänger Freddy Lim mit der von ihm gegründeten New Power Party ins Parlament gewählt wurde.
Pläne für Taiwan-Filmprojekt
„Metal Politics Taiwan“ soll der Film heißen, für den Wilms nun schon mehrfach angereist ist und recherchiert hat (Facebook-Seite). Neben Politaktivisten werden auch Taiwans Ureinwohner eine große Rolle spielen.
Einige Anregungen und Ansprechpartner konnte ich mit Wilms teilen, und ich habe ihn auch zu einem Gespräch mit Freddy Lim in dessen neuen Abgeordnetenbüro begleitet.
Wo ist das Problem?
Wilms hat derzeit ein Problem: Damit der Film spannend ist, braucht es Konflikte und Dramatik. Die neue Garde von Taiwans Demokratiebewegung hat allerdings bereits den Marsch durch die Institutionen angetreten, brenzlig war es während der Parlamentsbesetzung 2014. Ein wenig ist es so, als würde ein Regisseur 1970 beginnen, einen Film über die 68er-Bewegung zu drehen.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht. „Metal Politics Taiwan“ wird wohl 2018 fertig sein. Im Vergleich mit der aktuellen Arbeit fürs Fernsehen, wie ich sie gewohnt bin, brauchen solche Projekte ihre Zeit.
Liebe, Swing, Beziehungen
Außerdem habe ich hier noch Wolfram Huke getroffen, einen Dokumentarfilmer aus Leipzig. Er ist für zunächst sechs Monate nach Taiwan gekommen, der Liebe wegen.
Klingt privat, aber Huke macht sein Privatleben selbst öffentlich. Vor einigen Jahren drehte er „Love Alien“ (Facebook-Seite), in dem es um ihn ging und um sein Problem, das gar nicht so wenige teilen: Mit 30 hatte er noch nie eine Beziehung gehabt.
Ziemlich schonungslos teilte er sein Seelenleben vor der Kamera. Filmemachen als Therapie.
Es hat wohl geholfen: Ein paar Jahre später hat Huke nicht nur ein paar Kilo abgenommen, sondern auch einige Beziehungen hinter sich.
Das Buch zum Film erscheint bald. Und vormerken: Am 20.7. kann man Huke voraussichtlich als Gast bei ZDF-Talker Markus Lanz sehen. Vielleicht erzählt er dann auch von Taiwan?
Hier unterrichtet er nun nebenbei Swing-Tanz und hält Ausschau nach neuen Projekten. Vielleicht wird es um das Leben über den Dächern von Taipeh gehen. Oder auch nicht.
Alles ist möglich!