Für alle, die mehr über Taiwans Ureinwohner erfahren möchten
Einer meiner Lieblingsstadtteile in Taipeh ist Beitou, am nördlichen Stadtrand an den Ausläufern des Yangmingshan gelegen. Hier gibt es nicht nur Hotels mit heißen Quellen – Beitou hat extrem hohe Dichte an Sehenswürdigkeiten und ist ein besonders geschichtsträchtiger Flecken, der sich unabhängig von der Innenstadt entwickelt hat.
Und es gibt hier ein besonders interessantes Museum, das ich nach langer Zeit endlich besucht habe: Das Ketagalan Culture Center (凱達格蘭文化館).
Worum geht’s?
Hier verstehen die Besucher, dass Taiwans Ureinwohner sich nicht über einen Kamm scheren lassen, sondern ganz eigene Kulturen entwickelt haben. Das zeigen zum Beispiel die lebensgroßen Figuren mit den völlig unterschiedlichen Trachten sehr schön, die ich oben mit einem Trick aufs Panorama-Foto bekommen habe (ein Klick vergrößert).
Die Ketagalan waren ein Stamm, der im Gebiet des heutigen Taipeh lebte. Wie die meisten „Plains Aborigines“, die ihre Heimat in den gut zugänglichen Ebenen hatten, haben sie Taiwans chinesische Besiedlung nicht überstanden. Ob sie vertrieben wurden oder sich der Mehrheitsgesellschaft angepasst haben – die Ketagalan sind verschwunden.
Heute erinnert an sie vor allem der Name des großen Boulevards vor dem Präsidentenpalast. Und es gibt dieses Kulturzentrum in Beitou. Es ist ein Projekt der Stadtregierung und wurde 2002 von Taipehs Rat für Ureinwohner-Angelegenheiten gegründet.
Trotz des Namens behandelt die Ausstellung vor allem Taiwans 16 offiziell anerkannte Ureinwohner-Stämme – kein Wunder, von den Ketagalan gibt es halt nicht mehr viel zu sehen.
Es geht auch um die Verwandtschaft von Taiwans Ureinwohnern mit Neuseelands Maori und anderen Mitgliedern der austronesischen Sprachfamilie.
Die Ausbreitung dieser Volksgruppe über den Globus ist gewaltig – und viele Forscher glauben, dass sie einst von Taiwan aus ihren Anfang genommen hat.
Wie auch immer, es müssen mutige Seefahrer gewesen sein.
Wie komme ich da hin?
Das Ketagalan Culture Center belegt ein ganzes Gebäude direkt am berühmten Hot Spring Park von Xinbeitou.
Die Adresse: No 3-1, Zhongshan Road, Beitou. 台北市北投區中山路3-1號 (Das ist nicht die Zhongshan Rd., die sich von Nord nach Süd durch Taipeh zieht! Die Doppelung kommt wohl daher, dass Beitou erst 1968 eingemeindet wurde.)
Mit der MRT geht es auf der roten Linie Richtung Tamsui bis Beitou. Dort kann man umsteigen und eine Station bis Xinbeitou fahren oder einfach eine Viertelstunde zu Fuß rüberlaufen (es gibt einen schönen Weg durch einen Park, wenn man dem Bach flussaufwärts folgt). Etwa 50 Meter nach dem Beginn des Hot Spring Park liegt das Museum auf der linken Seite.
Was gibt es zu sehen?
- Erdgeschoss: Souvenirshop mit einigen reizvollen Artikeln im Ureinwohner-Design
- Untergeschoss: Sonderausstellung, derzeit über Musikinstrumente der Ureinwohner
- Zweiter und dritter Stock: Dauerausstellung zur Geschichte und Kultur der Ureinwohner
- Vierter bis neunter Stock: Seminarräume, Verwaltung (nicht zugänglich)
Im zweiten Stock geht es darum: Welche Stämme gibt es eigentlich, und wo leben sie?
Der dritte Stock behandelt die Kultur der Ureinwohner, Kunst und Handwerk. Es gibt einige sehr schöne Schnitzereien, Werkzeuge, und Schmuck.
Mit hat diese großartig konstruierte Fischfalle gut gefallen:
Wie viel Zeit sollte ich einplanen?
Wer nicht jede Schrifttafel im Detail studiert (die wichtigsten sind auch auf Englisch), kann die Ausstellung gut in einer Stunde erfassen.
Was gibt es in Beitou noch zu sehen?
In Xinbeitou kann man locker einen ganzen Tag verbringen, sogar ohne in den heißen Quellen zu baden.
Einige Sehenswürdigkeiten:
- Das Hot Spring Museum, ein wunderschönes japanisches Gebäude gleich schräg gegenüber, früher ein öffentliches Badehaus
- Geothermal Valley („Hell Valley“), mit Schwefeldämpfen und kochend heißem Wasser
- Die wunderschöne, aus Holz konstruierte Stadtteilbücherei von Beitou – ein seltenes Beispiel für grüne Architektur in Taiwan
- Das Beitou Museum, ein großartig renoviertes japanisches Hotel ein Stück den Berg hoch, nun mit Ausstellung und Teehaus
- Plum Garden, ein weiteres japanisches Anwesen
- Der Park, an dem die meisten dieser Orte sich aufreihen, ist eine echte grüne Oase mit wunderbaren alten Bäumen und vielen Möglichkeiten, die Füße in den kühlen (und an einigen Stellen heißen!) Bach zu halten
Einiges davon stellt auch dieses Video vor:
Wo kann ich mehr erfahren?
- Englische Homepage des Ketagalan Culture Center
- Weitere Informationen (engl.)
- Geöffnet Di-So 9-17 Uhr, Eintritt frei
Waren Sie schon mal in Beitou? Was hat Ihnen dort gefallen?
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4 Antworten
Thank you for this nice article! We went there a few years ago, and I took what feels like a lot of photos, outside in the valley and also inside that particular building. Will se if I can make those available online.
As to history, I was told that 20 years ago it was easily possible to access the spring water and boil your eggs from the river banks.. today access is restricted, fences and all, and only at few spots brave women offer freshly river-boiled eggs for purchase.
You mean access to the Thermal Valley? Because the stream in the park is still very much accessible, though not quite as hot.
Thanks for the article. I was disappointed with this place. I was denied to take any photos even in the lobby. I felt they were surprisingly unfriendly, which is very rare in Taiwan.
I enjoy your articles.
Really no photos? Weird.
Sorry you had that experience, thanks for commenting!