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Warum bleiben so viele Frauen in Taiwan alleine?

No good guys

Feldforschung in Taipeh fürs deutsche Fernsehen

Anfang 30, klug, hübsch, Single. Jemand wie Lydia ist in Taiwan keine Ausnahme. Die Leute heiraten immer später oder auch gar nicht. Vor allem gut ausgebildete Frauen finden oft keinen passenden Partner. Oder liegt es daran, dass sie wie Lydia noch bei den Eltern leben?

Diese Frage versucht die Deutsche Welle demnächst zu beantworten. In den letzten Tagen habe ich ein Fernsehteam beim Dreh hier in Taipeh unterstützt.

Die Kollegen haben Lydia in ihrem Alltag begleitet, beim Treffen mit Freunden, beim Dating. Sie haben Stimmungen eingefangen, die Stadt erforscht, Experten befragt.

Das Porträt von Lydia wird man Ende Juli in der englischsprachigen Sendung „Life Links“ sehen können – auch in Taiwan, via MOD (Kabel-Settop-Box) oder im Netz. Insgesamt werden in der halbstündigen Sendung drei Singles vorgestellt – neben Lydia auch einer aus Israel und einer aus Deutschland.

Berufstätige Frauen ohne Ehemann

Jeder, der länger in Taiwan lebt, wird in seinem Bekanntenkreis Taiwanerinnen wie Lydia haben: Gut ausgebildet (sie hat in England studiert), ein Job mit Karrierechancen, aber das Privatleben kommt zu kurz. Lydia arbeitet in einem großen Unternehmen, das sie oft auf Dienstreise nach China schickt. Im Büro sind lange Arbeitszeiten völlig normal.

Neue Leute, außerhalb des bestehenden Kollegen- und Freundeskreises, kann sie nur selten kennen lernen. Weil Wohnen in Taipeh teuer ist, lebt sie noch bei den Eltern. Und nicht nur sie: Auch ihre große Schwester und zwei Brüder sind noch zuhause. Alle um die 30, alle unverheiratet.

Wo steckt Mr. Right?

Wir haben mit Lydia auch bei einem Speed Dating-Veranstalter gedreht, der das Kennenlernen ganz effizient anpackt: Zehn Männer, zehn Frauen, je sieben Minuten in einer Box, und wer sich versteht, verlinkt sich per Smartphone (Werbevideo). Das Konzept kommt aus Japan.

Für die Teilnehmer gelten strenge Kriterien – aber ganz unterschiedliche für Männer und Frauen.

Tolle Taiwan-Fotostory

Ich bin sehr gespannt auf den fertigen Beitrag, denn ich habe mitbekommen, dass Reporterin Gönna (Twitter) und Kameramann Robert ihrer Protagonistin wirklich nahe gekommen sind und sehr stimmungsvolle Szenen eingefangen haben.

Mein Tipp: Auf Instagram hat Gönna mehr als 50 Fotos vom Dreh in Taiwan gepostet, die für sich genommen schon eine Geschichte erzählen.

Schauen Sie mal rein – hier stehen die Bilder.

Was ich beim Dreh gefixt habe

Meine Aufgabe war es, im Vorfeld Motive und Drehorte zu finden, Drehgenehmigungen klarzumachen und das Team beim Filmen zu unterstützen. „Fixer“ oder „Stringer“ nennt man das in der Fernsehmachersprache.

So haben wir zum Beispiel im Tempel des „Verkuppler-Gottes“ in der Dihua St. gedreht, der zwar unscheinbar, aber bei Singles besonders beliebt ist.

Lesetipp: Ein Gott für einsame Herzen

Opfergaben am City God Tempel in Taipeh

Ich finde so einen Job großartig, denn so kann ich mit dazu beitragen, dass Taiwan in der Welt ein Stückchen bekannter wird. Und ich knüpfe bei der Gelegenheit selbst viele neue Kontakte, die mir bei meinen eigenen Berichten hilfreich sein können.

Lesetipp: Sag mir, wo die Kinder sind – Taiwans Geburtenmangel

Im Rathaus von Taipeh haben wir eine Abteilungsleiterin getroffen, die städtische Singleparties organisiert. Sie ist selbst hochschwanger und hatte ihren letzten Arbeitstag vor dem Mutterschutz.

So sieht es aus, wenn man dort das beliebte Motiv „Gang mit Reporterin“ dreht:

Filming in #Taipei City Hall for German TV #lovelinks: @goennaberlin

Ein von taiwanreporter 台灣 記者 (@formosataiwan) gepostetes Video am

Weibliche Singles in Taiwan – zu dem Thema gab es schon mal einen hervorragenden Bericht in der Zeitschrift „Nido“, den Sie als PDF hier lesen können.

Was meinen Sie – ist die Single-Situation in Taiwan für ein entwickeltes Land völlig normal, oder gibt es hier spezielle Bedingungen und Probleme?

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Klaus Bardenhagen

Klaus Bardenhagen

Comments

8 Antworten

  1. Hallo zusammen!
    Ich kann mich den Aussagen von Sven aus dem 2. Post nur anschließen. Wir leben gerade in einer ähnlichen Situation wie von ihm beschrieben und werden wohl auch von Nachhilfeschulen a.k.a. Buxibans und dem diversen anderen Schnickschnack in der Zukunft absehen.
    Es lässt sich in Taiwan sehr gut leben, auch ohne erwähnten Neubau, der dann naturgemäß meistens teurer ist und hauptsächlich von den Ansässigen als Geldanlage/Altersvorsorge gekauft und dann gern an, unter anderem, besagte Expats untervermietet wird.

  2. Hallo Hans,
    45 bis 75K für eine Wohnung ist typisches Expat-Niveau. Das zahlt kein Taiwaner. Wir sind eine vierköpfige Familie und ich habe durchaus einen Überblick über bezahlbare Mietwohnungen. Für 25K bekommt man gute Sachen.. Das Problem ist, dass die meisten Taiwaner kaufen wollen und Eigentum tatsächlich extrem teuer ist.
    Taiwaner, die heiraten, bekommen idR auch Kinder und zumeist mehr als eins. Aber viele finden einfach keinen Partner. Ich habe keine Ahnung, wie man dieses Problem lösen kann, aber die niedrige Geburtenrate hat m. E. nicht vordergründig pekuniäre Ursachen.

    1. ja das ist mir schon klar, dieser Mietpreis ist meist für kurzzeitige Mietdauer. Aber diese Größe dieser Wohnungen wären für einen Daueraufenthalt für mich zu klein. Dadurch, dass natürlich immer weniger heiraten ist de Geburtenrate auch geringer. Ich glaube auch, dass die Eheschließungen in Taiwan sehr stark zurückgegangen sind. Gibt’s da eine vergleichbare Statistik?

  3. Hallo Sven,
    den Kommentar von Wolfgang kann ich nur bestätigen. 19.000 NT für eine 90qm-Wohnung ist schon eine Ausnahme. Wir(meine taiwanesische Frau und ich)versuchten über Jahre eine „bezahlbare“ Wohnung in Taipei zu finden. Unmöglich! Wir leben hauptsächlich in D. und dann über dem Winter in Taiwan. Wir mieten nun eine kleinere Wohnung während unseres Aufenthalts und haben da, jeweils nach Lage und Größe, zwischen 45.000 und 75.000 NT/Monat zu zahlen. Da wir bereits beide schon älter sind (57+65) ist das günstiger, da die Mietrenditen in Taiwan in der Regel sehr viel niedriger sind als in D. Nun zu den „Single Ladies“: Wir haben in unserem Bekanntenkreis auch viele sogenannte „Single-Ladies“.
    Bei den „Durchschnitts-Taiwanern“ habe ich so das Gefühl, dass da die Frauen gebildeter und eigenständiger sind und die finanzielle Situation beider Partner ein eigenständiges Familienleben (eigene Wohnung/Kinder) fast unmöglich macht. In den „gutsituierten“ Kreisen ist das anders, hier wird versucht noch vor dem 30. verheiratet zu sein und das funktioniert im allgemeinen sehr gut. Allerdings ist es für eine alleistehende Frau in Taiwan (und auch in China) so ab 30-35 sehr schwer einen Partner zu finden. Da spielt wieder das Kulturelle eine große Rolle.

  4. Guten Abend,

    Vorab, ich lebe nicht in Taiwan. Ich bin mehrmals im Jahr hier. Meine Verlobte(Taiwanerin mit vietnamesischen Wurzeln) arbeitet in Taichung in einem katholischen Kindergarten. Ich hole sie jeden Tag von der Arbeit ab und bin erstaunt, wie viele Eltern ein oder zwei Kinder abholen. Auch ich habe jedoch festgestellt, wie unterschiedlich es hier gehandhabt wird.

  5. Hallo Wolfgang,
    Deine Rechnung kann ich so nicht nachvollziehen. Meine letzte Mietwohnung in Taipei-Neihu hat 19.000 NT gekostet. 90qm – 3 Zimmer, 2 Toiletten, Wohnzimmer, Kueche, 2 Balkons, 3 min Fussweg zur Metro. 20 Jahre altes Haus ohne Fahrstuhl, aber im Prinzip Super-Wohnung. Diese Preislage ist Standard, wenn man nicht gerade ein neues Haus sucht, sondern die typisches Fuenfgeschosser vorzieht. Bei Kindergaerten muss man nun wirklich nicht den Run auf Hess&Co mitmachen. Die staedtischen sind gut und kosten 5000NT/Monat/Kind. Ebenso sind Cramschools keineswegs „obligatorisch“. Der Hort unserer Grundschule (Taipei-City) geht bis 19:00 Uhr, ist billig und vollkommen ausreichend.
    Mein Fazit: Man kann sehr wohl Kinder haben, ohne sich finanziell zu ueberheben. Man darf nur nicht jeden Quatsch mitmachen und v.a. muss man Kinder WOLLEN.

  6. Ich vermute auch, daß es oft nicht nur die starke berufliche Auslastung ist, die Frauen hier in Taiwan daran „hindert“, zu heiraten. Viele hochgebildete und beruflich erfolgreiche Frauen wollen sich einfach nicht in die traditionelle Familienrolle drängen lassen, die vorsieht, Nachwuchs zu bekommen (ein Sohn sollte ddabei sein) und sich um die alten Eltern und Schwiegerelstern zu kümmern.

    Zudem ist es hier in Taiwan, vor allem im Großraum Taipei, extrem teuer, eine Familie zu gründen: Angefangen bei den gigantischen Immobilienpreisen und Mieten (eine 120m²-Wohnung in Taipei City kostet 2 Durchschnittsgehälter Miete, in den Außenbezirken eines, bzw 200 (100) Jahresgehälter Kaufpreis), Kinderbetreuung, Kindergarten, praktisch obligatorische Cramschools kosten ein weiteres Vermögen und dann hat man kaum Zeit, sich um seine Kids zu kümmern, die zudem nur damit beschäftigt sind, sich durch den „Bildungs“-Wahnsinn zu kämpfen. Wer berufstätig ist, ist mindestens 12h am Tag weg von zuhaus.

    Wir (taiwanesisch-deutsches Paar, beide Akademiker) haben keine Kinder und würden hier auch keine haben wollen, selbst, wenn wir uns es leisten könnten.

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