Es betrifft uns alle jeden Tag, es ist lebenswichtig, und es gibt interessante Unterschiede zwischen Deutschland und Taiwan: Wie hat eine Toilette auszusehen? Und wohin mit dem benutzten Klopapier?
Ein kleiner Skandal war es, als Alfred Hitchcock 1960 in „Psycho“ eine Toilette in Aktion zeigte. Dabei spülte die Hauptdarstellerin nur Papierfetzen hinunter. In Hollywood war eine Kloschüssel damals ungefähr so tabu wie nackte Busen oder vulgäres Fluchen. Dabei gibt es doch kaum etwas Alltäglicheres, und wenig, das die Zivilisation so sehr vorangebracht hat.
Nun, die Zeiten haben sich geändert. Reden wir also über Toiletten, in Taiwan und Deutschland.
Das Positive vorweg: In Taiwan gibt es nicht nur viel mehr öffentliche Toiletten als in Deutschland, sie sind meist auch in deutlich besserem Zustand, und dabei ausnahmslos gratis.
In Deutschland ist Vandalismus ja leider ein Problem. Zu oft findet man Spuren blödsinniger Zerstörung. Vandalismus ist in Taiwan viel seltener – einer der Faktoren, die das Leben hier angenehm machen.
Man findet sie in fast jedem Park, in Tempeln und sogar neben Aussichtspunkten auf dem Berg.
Die saubersten und angenehmsten öffentlichen Toiletten sind in Bahnhöfen und U-Bahn-Stationen. Ja, das ist wirklich so.
Eine oft gesehene clevere Lösung ist es übrigens, die Waschbecken im Eingangsbereich anzubringen, so dass Männlein und Weiblein sich gemeinsam die Hände waschen können. Warum eigentlich nicht?
Hinhocken bitte
Nun können die Bedürfnisanstalten hier dennoch gewöhnungsbedürftig sein. Zum einen gibt es in vielen höchstens ein einziges klassisches WC-Becken, in den übrigen Kabinen finden sich die berüchtigten „Löcher zum Drüberhocken“, die ich früher nur aus Erzählungen von Mitschülern kannte, die auf Klassenfahrt an französischen Raststätten Halt gemacht hatten.
Mittlerweile kann ich Entwarnung geben: Hat man den Dreh heraus und nicht gerade die Gicht in den Knochen, ist die Benutzung dieser Bauart kein größeres Problem.
Die Toilettenpapier-Frage
Beliebtes Gesprächsthema unter ausländischen Taiwanbesuchern ist die Toilettenpapier-Etikette. Überall hängen noch Schilder mit der Anweisung: Nach Benutzung nicht ins Klo werfen, sondern in den Mülleimer!
Das war sogar bis vor kurzem offizielle Behördenanweisung, mit der Begründung: Taiwans Abwasserrohre seien zu eng, sie könnten durch das ganze Klopapier verstopft werden.
Nun ja, man kann sich vorstellen, dass solche Eimer in jeder Kabine kein schöner Anblick sind. Zumindest werden sie regelmäßig geleert.
Während viele Taiwaner das schon lange nicht mehr hinterfragten, muss die Regierung mitbekommen haben, dass diese Art von Alleinstellung unter entwickelten Ländern nicht gerade imagefördernd bei Touristen und anderen Besuchern wirkte.
Die Regierung empfiehlt: Wegspülen
Man stellte vor einigen Jahren also Untersuchungen an, sprach mit der Papierindustrie und gab schließlich die neue Losung aus: Klopapier ab sofort im Becken entsorgen, es ist unbedenklich – aber bitte nur noch wasserlösliches. Auch das war nämlich nicht selbstverständlich. Nun wird es bestimmt noch einige Zeit dauern, bis die Gewohnheiten sich flächendeckend geändert haben.
BBC even made a video about the toilet paper controversy.https://t.co/hn3MWzznhP
— Klaus Bardenhagen (@taiwanreporter) September 22, 2020
Sogar die BBC hatte mit einem Video über diese existenzielle Frage berichtet.
Pro-Klo-Tipp: Immer Papier dabei haben
Klopapier kommt hier meist nicht auf einer Rolle, sondern gefaltet wie Kleenex-Tücher. Man sollte immer ein Päckchen für Notfälle dabei haben, denn in so gut wie keinem WC wird es bereitgestellt. Die übereinstimmende Erklärung mehrerer Bekannter, auch wenn ich sie kaum fassen kann: Es würde geklaut werden. Und das in einem Land, dessen Wohlstandsniveau mit Europa vergleichbar ist.
Zugleich gibt es High-Tech-Toiletten, zum Beispiel am Hauptbahnhof von Taipeh: Da zeigt ein Grundrissplan mit roten und grünen Lichtern schon von außen an, welche Kabinen gerade belegt oder frei sind. Warum auch immer das nötig ist.
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2 Antworten
Interessant ist auch noch dieses:
Toilettenschüssel heißt auf Chinesisch „Pferdeeimer“ – 馬桶 – matong.
Warum wohl? 😉
Entscheidend ist UNTER der Schüssel:
https://youtu.be/Qc7HmhrgTuQ?t=25