Ans andere Ende der Welt – nach Deutschland!
„Es ist gefährlich, vor die Tür zu gehen“, warnt im „Herrn der Ringe“ der Zauberer Gandalf den Hobbit Frodo. „Du setzt Deinen Fuß auf die Straße, und wenn Du nicht aufpasst – wer weiß, wohin es Dich verschlägt.“ Ich habe das immer auch als Ermutigung verstanden.
Frodos Füße trugen ihn bekanntlich ans andere Ende der bekannten Welt. Mein Weg dauerte ein paar Jahre länger und führte bislang – ohne magischen Ring im Gepäck – aus Nordwestniedersachsen über München, Mainz, Schottland und Hamburg nach Taipeh. Bereut habe ich das nie.
Besonders Taiwan würfelte mein Leben noch mal kräftig durcheinander. Satte 31 Jahre zählte ich schon, als ich den Fuß auf diese Insel setzte – mein erstes Mal Asien überhaupt. Ganz zu schweigen von der ersten Stunde Chinesischunterricht.
Je früher, desto besser?
Ich bin dankbar für diese Horizonterweiterung. Und manchmal frage ich mich: Welche Möglichkeiten hätten sich mir wohl eröffnet, wenn ich das alles noch zehn oder 15 Jahre früher getan hätte?
Ab und zu treffe ich hier Menschen, die genau diese Frage für sich beantworten wollen: Austauschschüler aus Deutschland, Teenager, die hier einige Monate oder auch ein ganzes Jahr verbringen. Ich beneide sie nicht, aber ich bewundere ihren Mut und freue mich darüber, zu sehen, wie sie zurechtkommen. (Video eines Fernsehbeitrags)
Sie erleben bestimmt ein gewaltiges Charakterwachstum, und wenn sie wieder abreisen, sprechen sie mindestens so viel Chinesisch wie ich. Viele entscheiden sich, das später in Studium oder Beruf wieder aufzugreifen. Manche kehren sogar nach Taiwan zurück.
(Dieses Bilder sind nun auch schon fast zehn Jahre alt…)
Deutschland, fernes fremdes Land
Genauso Mutige gibt es natürlich auch in der anderen Richtung: Junge Taiwaner, die sich nach Deutschland aufmachen. „Willst Du wirklich so weit weg?“ „Die Sprache ist doch so schwer zu lernen.“ „Was essen die da überhaupt?“ – Ich bin mir sicher, dass auch sie vorher solche Fragen zu hören bekommen.
Ganz wichtig bei so einem Austausch sind natürlich die Gastfamilien. Sie bestimmen schließlich, neben dem Schulbesuch, was der Neuling als „normales Leben“ kennen lernt. Das ist eine Verantwortung, aber in den meisten Fällen für beide Seiten eine tolle Erfahrung.
In den Achtzigern hatte meine Familie amerikanische Schülerinnen zu Gast, die uns lange verbunden blieben und die ich sicher heute noch fragen könnte, wenn ich mal eine Schlafcouch in Kalifornien brauche.
Aber ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen wollte: Ganz aktuell sucht eine Austausch-Organisation nach deutschen Gasteltern, die ein Mädchen oder einen Jungen aus Taiwan bei sich aufnehmen. Vielleicht wäre das etwas für Sie?
Die Organisation heißt DFSR und kommt aus Mannheim. Ich weiß sonst nichts über sie, und es gibt sicher auch andere vertrauenswürdige Vermittler. Diese aber haben mich nun mal kontaktiert. Zehn junge Taiwaner zwischen 15 und 17 stehen auf ihrer Liste.
Für sie drängt die Zeit ein wenig, weil sie noch von hier aus ein Visum beantragen müssen. Es geht um eine Dauer von zehn Monaten, ab August oder September 2017.
Schauen Sie sich einfach die Texte an, in denen sie vorgestellt werden. Manche sind Pferdepfleger, Hobbyköche oder spielen Geige. Fast alle sprechen schon ein wenig Deutsch. So wie ich junge Taiwaner einschätze, sind sie wahrscheinlich zunächst ein wenig schüchtern, aber wissbegierig und gut erzogen.
Kulturschock vermindern: Mögliche Überraschungen mit Schülern aus Taiwan (viele Kommentare!)
Falls Sie es nicht längst sprechen, können Sie bei der Gelegenheit auch selbst ein wenig Chinesisch lernen. Damit hätten Sie Gandalf und Frodo schon etwas voraus.
Wer hat schon Erfahrungen als Gastschüler oder als Gastfamilie gemacht?
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