Taiwans Scooter-Wahnsinn im Weltspiegel
Schon wieder lohnte es sich, den ARD-Weltspiegel einzuschalten: Es ging um Scooter in Taiwan. Ich hatte für das Team den Dreh organisiert. Wir begleiteten unter anderem zwei Studentinnen zur Führerscheinprüfung.
Hier ist das Video, und es gibt auch den Text zum Nachlesen.
Motorroller sind in Taiwan allgegenwärtig und für viele unverzichtbar. Fast 14 Millionen „Scooter“ knattern hier über die Straßen, bei 23 Millionen Einwohnern eine beeindruckende Zahl. Autos gibt es nur halb so viele. (Quelle)
Nun kann man von Motorrollern halten, was man will – sie sind laut, sie produzieren Abgase – aber wenn alle Taiwaner sie gegen PKW eintauschen würden, hätten wir hier noch viel größere Probleme.
So fließt der Verkehr zumindest einigermaßen, und eine Parklücke für den Roller findet sich meist auch noch irgendwo.
Lesetipp: Der total verrückte Verkehr in der abgefahrenen Stadt Taipeh
Dennoch: Wer an deutsche Straßen gewöhnt ist, für den sind die Rollermassen auf den Straßen von Taiwan ein faszinierender Anblick.
Die allmorgendliche „Scooter-Lawine“ auf dieser Brückenabfahrt, wenn der Berufverkehr nach Taipeh einfällt, ist ein klassisches Motiv, das natürlich auch in unserem Beitrag nicht fehlen darf.
#Scooter -Lawine in #Taipei. Ready, steady… Nicht d. Nerven verlieren! Startschuss morgen @Weltspiegel_ARD #Taiwan pic.twitter.com/rlLriwndX9
— Uwe Schwering (@uschwering) October 17, 2015
Mehr Fotos aus dem Verkehrs-Alltag in Taiwan
Wir sind das Thema „Scooter-Wahnsinn“ (und das ist wertfrei gemeint) aus mehreren Perspektiven angegangen. Sie treffen einen Politiker, der sich für die Motorroller-Partei ins Parlament wählen lassen will, und der sich beschwert, dass Autos im Verkehr bevorzugt werden. (In Deutschland gab es mal eine Autofahrerpartei.)
Fahrprüfung ohne Fahrstunden
Und vor allem lernen Sie zwei junge Taiwanerinnen lernen, die es gar nicht erwarten können, sich selbst ins Getümmel zu stürzen. Die beiden Studentinnen Amy und Lillian üben für die Führerscheinprüfung.
Die findet hier nicht im richtigen Verkehr, sondern auf einem abgesperrten Übungsplatz statt. Da müssen die Kandidaten auf dem Roller einmal einen Rundparcours abfahren. Es erwarten sie rote Ampeln und simulierte Bahnübergänge.
Am meisten fürchten sie aber die Langsamfahr-Strecke gleich zu Beginn: 15 Meter lang, 40 Zentimeter breit. Wer sie in weniger als sieben Sekunden durchfährt, die Füße aufsetzt oder über die seitliche Begrenzung fährt, hat noch eine Wiederholung, danach ist er raus.
Das scheint schwieriger zu sein, als es sich anhört, denn wir haben gesehen, wie Prüflinge reihenweise durchrasselten.
Wieso die praktische Fahrprüfung unter solch realitätsfernen Bedingungen stattfindet? Es sei viel zu gefährlich, Fahrschüler in den Verkehr zu schicken, heißt es.
Dass sie aber mit dem Schein in der Tasche in genau diesem Verkehr mitmischen dürfen, ohne vorher jemals auch nur eine Fahrstunde auf der Straße absolviert zu haben, diesen Widerspruch akzeptiert man hier.
Verkehrsunfälle in Taiwan
Und wozu führt das? Die Zahl der Verkehrstoten in Taiwan ist glücklicherweise rückläufig. Gurtpflicht im Auto und Helmpflicht für Scooterfahrer dürften dazu beigetragen haben. Die Zahl der Verletzten dagegen ist mit etwa 300.000 nur wenig niedriger als in Deutschland mit seiner viel größeren Bevölkerung.
Anders ausgedrückt: Mehr als ein Prozent der Taiwaner verunglückt jährlich im Straßenverkehr.
Da heißt es Augen auf und immer mit den Fehlern der Anderen rechnen.
#Taiwan Gassifahren. Nix ist bequemer als Rollerfahren in #Taipei. Mitfahrgelegenheit morgen 19.20 @Weltspiegel_ARD pic.twitter.com/smRwuUKJDV
— Uwe Schwering (@uschwering) October 17, 2015
Was ist Ihr Patentrezept, um in Taiwan heil durch den Verkehr zu kommen?
8 Antworten
Ja stimmt die Prüfung hier ist schon etwas realitätsfernen und nicht mit Deutschland zu vergleichen. Der Parkuhr vom Auto macht noch mehr Spaß 🙂
Was passiert da?
Du darfst das S fahren einmal Vorwärts und dann wieder Rückwärts raus. Kommt du dabei an die Ränder war es das. Interessant das es selbst einige Prüfer nicht können
Wenn ich in Taiwan die Straße überquere, hebe ich meine Hand und gehe zügig weiter. Funktioniert immer und wenn man dann noch Blickpunkt hat, ist es ziemlich gefahrlos. Zögert man aber beim überqueren, hat man „verloren“.
Mit dem absolut Unmöglichen rechnen!
Als Fußgänger, der bei GRÜN eine Straße überquert, ist man für taiwanische Scooterfahrer quasi nicht existent, die halten einfach drauf… Fazit: Man ist als Fußgänger froh, wenn man nach ein paar Wochen Taiwan lebend und unverletzt verlassen darf! So schön, freundlich und preiswert Taiwan sich darstellt – Scooter sind ganz sicher die dunkle Seite von Taiwan!
Autofahrer sind nach meiner Erfahrung ein größeres Problem, vor allem die mit den dicken Schlitten.
Ich bin zwar auch schon beim Überqueren der Straße in eine Scooterlawine geraten, weil ich nicht schnell genug war. Aber obwohl vor und hinter mir die Scooter vorbeischossen, konnte ich langsam weitergehen, denn sie fahren zwar alle ziemlich wild, zugleich aber überwiegend auch doch erstaunlich aufmerksam. Es wirkt also schlimmer, als es ist. Trotzdem komme ich natürlich nur sehr ungern in eine solche Situation.