Eine Folge aus meiner Taiwan-Kolumne im heimatlichen Anzeigenblatt.
Ein verheerender Taifun und deutsches Brot, die Diskussion um die Todesstrafe und eine Reise des Bürgermeisters von Weimar – was das alles miteinander zu tun hat? Über diese und viele andere Themen habe ich in den vergangenen eineinhalb Jahren aus Taiwan berichtet. So lang arbeite ich nun schon daran, dieses kleine, facettenreiche und viel zu wenig beachtete Land in die deutschen Medien zu bringen.
Von langer Hand geplant war das nicht. Alles begann mit einem Aushang am Schwarzen Brett beim NDR in Hamburg. Dort arbeitete ich seit einigen Jahren als Fernsehreporter. „Taiwans Regierung lädt ausländische Journalisten ein. Lernen Sie das Land kennen und besuchen Sie einen Chinesisch-Kurs“, so etwa hieß es auf dem Fax. Ich war nie in Asien gewesen, wusste wenig über Taiwan, und Chinesisch zu lernen wäre mir im Traum nicht eingefallen – genau die richtigen Voraussetzungen also für eine dreimonatige Journalistenreise Anfang 2008.
In Taipeh angekommen, wurde mir schnell klar: 1) Hier ist was los. 2) Dennoch kommt Taiwan in deutschen Medien kaum vor. 3) Kein Wunder, denn es gibt im ganzen Land keinen deutschen Reporter. 4) Ich habe eine Marktlücke gefunden! So kehrte ich 2009 zurück und begann meine Arbeit als freischaffender Auslandskorrespondent. Das heißt, ich bin nirgendwo angestellt, sondern berichte für alle möglichen Medien: Zeitungen, Radio- und Fernsehsender.
Da kein deutscher Redakteur händeringend auf Geschichten aus Taiwan wartet, muss ich selbst ständig auf Themensuche sein. Wenn ich auf etwas stoße, lautet die nächste Frage: Wäre es auch für deutsche Leser, Hörer oder Zuschauer interessant? Und wenn ja, in welche Zeitung oder zu welchem Sender würde es am besten passen? Dann greife ich zum Telefon und mache den zuständigen Redakteuren das Thema schmackhaft. Wenn einer anbeißt, geht es erst richtig an die Arbeit: Ansprechpartner finden, Interviews führen, den Beitrag schreiben oder zusammenschneiden. Die nötige Technik für Radio- und Fernsehberichte habe ich selbst – so bin ich mein eigener Kameramann, Cutter und Tontechniker.
Wenn eine Taiwan-Geschichte mit Deutschen zu tun hat, ist das Interesse in der Heimat besonders groß. Eine Schulklasse aus den Schwäbischen besucht ihre Partnerschule, der Weimarer Bürgermeister sondiert die Chancen einer Städtepartnerschaft? Darüber berichten die lokalen Zeitungen oder Radiosender gern. Politik geht gut, wenn sie sich in Beziehung zu China setzen lässt, denn das ist ein Thema in Deutschland. Taiwan als demokratisches Gegenmodell zu China interessiert besonders Sender wie den Deutschlandfunk oder die Deutsche Welle. Andere Themen aus den Bereichen Gesellschaft, Kultur oder Tourismus muss ich gezielt an den Mann bringen. Damit sich meine Arbeit herumspricht, versuche ich mich über Internetseiten wie Twitter und Facebook als journalistische Marke zu etablieren. Gucken Sie doch mal auf www.taiwanreporter.de – dort finden Sie viele Berichte von mir.
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