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Fotogeile Promis stürzen Taiwans Militär in eine Vertrauenskrise

Janet Lee im Apache-Hubschrauber

Tag des offenen Cockpits im Hochsicherheitsbereich

In Taiwan sind sie derzeit Nachrichtenthema Nummer Eins: Kampfhubschrauber des Typs Apache AH-64E. Denn die Sicherheitsvorkehrungen haben sich als schlechter Witz erwiesen.

Dreißig dieser topmodernen Höllenmaschinen hat Taiwan kürzlich in den USA eingekauft, zum Stückpreis von Zigmillionen Dollar. Mit solchen Waffenlieferungen will Taiwan deutlich machen, dass es sich im schlimmstmöglichen Fall eines chinesischen Angriffs nicht kampflos ergeben würde. Was das wirklich bringen würde, steht auf einem anderen Blatt.

Nun sind diese Apachen also der Stolz des Militärs, und natürlich dürfen nur die besten der besten mit ihnen fliegen – Piloten, die extra in den USA ausgebildet wurden. Einer von ihnen hat nun ganz großen Mist gebaut und damit Taiwans ganzes Militär in eine Vertrauenskrise gestürzt.

Janet Lee im Apache-Hubschrauber

Der Skandal begann auf Facebook. Stolz hatte dort TV-Moderatorensternchen Janet Lee Fotos vom Besuch auf einer Militärbasis geteilt. Auf einem posiert sie kokett salutierend vor einem Hubschrauber, auf einem anderen sitzt sie lächelnd mit Sonnenbrille am Steuerknüppel.

Das Problem: Die Bilder waren ohne Genehmigung im Hochsicherheitsbereich entstanden. War Frau Lee auf eigene Faust zum Apache vorgedrungen?

Hereinspaziert, hereinspaziert!

Schnell stellte sich heraus: Es gab einen Verbündeten, der Tür und Tor geöffnet hatte. Oberstleutnant Lao Nai-cheng, Vizekommandant der Einheit und einer der Eliteflieger, hatte Freunden eine Privatführung durch seine Hubschrauberbasis gegeben. Und nicht nur ihnen, sondern auch ihren Kindern, die im Hangar herumgeturnt sein sollen wie auf dem Spielplatz. Und ihren südostasiatischen Kindermädchen. Insgesamt mehr als 20 Personen.

Janet Lee vor Apache-Hubschrauber

Der Volkszorn in Taiwan grollt nun gleich aus mehreren Gründen. Die Armee leidet sowieso schon unter einem ganz schlechten Ruf. Dass dort Milliarden verschwendet werden und fragwürdige Vorgesetzte ohne ordentliche Kontrolle schalten und walten können, meinen viele. Regelmäßig werden Offiziere als chinesische Spione enttarnt.

Vor einiger Zeit gab es einen riesigen Skandal, als ein Rekrut in Einzelhaft so schikaniert wurde, dass er in der überhitzten Zelle starb. Sein Vergehen: Er hatte ein Telefon mit Kamera in eine Kaserne gebracht.

Taiwan will die Wehrpflicht übrigens demnächst abschaffen.

Mit dem Fliegerhelm zur Halloween-Party

Dass nun ein Offizier, der in eine reiche Familie geheiratet hat, den Promi-Freunden seiner Frau eine Privatführung mit Fotoshooting gibt, passt ins Bild einer völlig abgehobenen Oberschicht, die sich alles herausnehmen kann. Als dann auch noch aufflog, dass Oberstleutnant Lao schon vor Monaten einen mit teurer Technik vollgestopften Fliegerhelm als Kostüm zu einer Halloween-Feier getragen hatte, war das nur noch das i-Tüpfelchen.

Natürlich stellt sich auch die Frage, was die USA davon halten, dass ihre modernsten Waffenlieferungen hier offenbar ohne vernünftige Sicherheitsvorkehrungen herumstehen. Die Fotos aus dem Hubschrauber-Cockpit waren auch deshalb so brisant, weil sie das Armaturenbrett deutlich zeigten. In China ist Facebook für die Massen zwar gesperrt, aber der Militärgeheimdienst liest natürlich trotzdem mit.

Lesetipp: Taiwans Militär im Kreuzfeuer der Kritik

Nun sind zahlreiche Soldaten und ihre Vorgesetzten verwarnt oder angeklagt. Werden Köpfe rollen? Sogar der Verteidigungsminister hat seinen Rücktritt angeboten, darf aber im Amt bleiben. Und fast täglich geraten neue Enthüllungen ans Tageslicht.

Ob es für Taiwan gut ist, wenn das Militär ganz pauschal niedergeschrieben wird, steht auf einem anderen Blatt. In dieser Diskussion jedenfalls war für die meisten klar: Vertrauen muss man sich verdienen.

Wäre so ein Fall auch in Deutschland möglich gewesen?

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Klaus Bardenhagen

Klaus Bardenhagen

Comments

3 Antworten

  1. Da sieht man zu was Facebook alls „gut“ ist.
    Aber ein Militärgeheimnis ist dieser Hubschrauber schon lange nicht mehr. In diversen Fachmagazinen (z.B. Flug Revue) gibt es Detailzeichnungen der gesamten Maschine und Fotos von innen,außen und den Waffen. Solange man sich nicht im Kommandobereich der Base aufhält, ist dies alles kein Geheimnis mehr. Bei den Flugshows im In-und Ausland kann man sich auch diese Kampfflugzeuge und -Hubschrauber genau ansehen und sich hineinsetzen. Wäre vielleicht ganz gut, wenn sich das taiwanesische Militär mehr der Öffentlichkeit präsentieren würde und sogenannte „Open-House“ Führungen anbieten würden.

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