In den Hügeln um Taipeh warten die schönsten Erlebnisse
Ich bin angefixt, vom Wandern. In Taipeh? In einer Stadt mit 3 oder 4 Millionen Einwohnern? Ja, das geht. Und wie!
Wir sind hier nämlich auf drei Seiten von Bergen umgeben, und die sind so steil, dass man dort beim besten Willen nicht bauen kann. Was für ein Glück, denn sonst hätten die fleißigen Taiwaner sie während ihrer Wirtschaftswunderjahre garantiert ratzekahl gerodet und betoniert.
So aber sind sie nach wie vor dicht bewaldet, und überzogen von einem Wanderwege-Netz, das allein schon fast eine Reise wert ist.
Man muss nur wissen, wo es losgeht. Die Wege beginnen oft als unscheinbare Treppe irgendwo in einer engen Gasse. Eben noch mitten in der Stadt, bin ich nach ein paar Schritten von dichter Vegetation umgeben. Dann geht es zunächst bergauf.
Das kann ganz schön schweißtreibend sein.
Schön finde ich, wenn es keine gepflasterten Treppenstufen gibt, sondern wenn der Weg als Trampelpfad über Stock und Stein führt. Das ist nicht nur besser für die Gelenke, sondern auch weniger eintönig. Da kommt Abenteuerstimmung auf!
Oft dauert es nicht länger als eine halbe Stunde, und der Blick öffnet sich über das Häusermeer von Taipeh, das mit seinen grünen und roten Wellblechdächern (Aufbauten auf älteren Wohnblocks) von hier oben oft reizvoller wirkt als von der Straße aus.
Taipehs Wahrzeichen, der bambusförmige Wolkenkratzer Taipei 101, ist fast immer zu sehen und sorgt dafür, dass jede Aussicht auch ein tolles Fotomotiv abgibt.
Ein deutscher Architekturkritiker sagte mal, die größte Leistung dieses Gebäudes sei es, der Stadt überhaupt erst eine Struktur und einen Bezugspunkt zu geben. Kein Taipei 101, keine Skyline.
Egal, in welche Richtung der Blick schweift: Als norddeutscher Flachlandtiroler finde ich so einen Weitblick aus der Höhe immer wieder ergreifend.
Dabei steigen die Hügel rund um Taipeh gerade mal auf 300, 400 Meter an. Weiter südlich in Taiwan, im richtigen Gebirge, haben wir mehr als 200 Gipfel über 3000 Meter.
Auf den Pfaden, die sich die Hänge hochziehen und zwischen Felsen hindurchwinden, stoße ich oft auf abenteuerlich konstruierte Rasthütten, die mich daran erinnern, was wir als Kinder früher in den Wald gebaut haben. Ein Paar Sperrholz- und Plastikplatten, Planen und alte Autoreifen, und fertig ist das Ding.
Darin stehen ausgemusterte, verblichene Tische und Stühle. Von Vandalismus aber keine Spur. An den Wänden hängen oft Kalender, Kunstdrucke im Rahmen, sogar funktionierende Wanduhren.
Und man entdeckt skurrile Orte, die den meisten Taiwanern auch verborgen bleiben.
Neulich bin ich beim Abstieg auf einer steilen Treppe an einem kleinen buddhistischen Schrein vorbeigekommen, den man direkt in die Felswand hinein gebaut hat. Da standen frische Blumen, und aus einem Mini-Lautsprecher tönten religiöse Gesänge in Endlosschleife.
Außer am Wochenende begegne ich auf den Wanderwegen vor allem Senioren. Viele ältere Taiwaner sind voll auf Draht und bestreiten diese Touren wohl als Teil ihrer täglichen Routine.
Ich bin jedenfalls angefixt. Zum Glück habe ich ein paar gute Wanderführer gefunden, in denen die besten Routen vorgestellt werden.
Und wenn ich dann irgendwann Taipeh kreuz und quer umrundet und als allen erdenklichen Perspektiven fotografiert habe, muss ich mich wohl doch noch ins richtige Gebirge trauen.
(Alle Fotos in diesem Artikel stammen aus der unmittelbaren Umgebung von Taipeh.)
Liebe Leser, was sind Ihre Geheimtipps?
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